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Hochofenwerk PHOENIX-West

Gestern noch war das Gelände eine verbotene Stadt der Stahlindustrie, heute entsteht auf PHOENIX einer der größten Innovationsstandorte in Deutschland – mit nationaler und internationaler Strahlkraft. Morgen wird PHOENIX der Standort für Mikro- und Nanotechnologie, Software-Schmieden, Wohnen und Freizeit im Grünen sein.

Nach fünf Jahren wurde es 2021 wieder einmal Zeit, das alte Hüttengelände zu besichtigen. Seit 40 Jahren hat es keinen so kalten April in Deutschland mehr gegeben. Im Schnitt lagen die Temperaturen mit 6,1 Grad um 1,3 Grad unter den Werten der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Der Mai schickte sich an, ebenfalls aus der Reihe der immer wärmer werdenden Monate zu tanzen. Anfang Mai war es bundesweit um 3,1 Grad zu kalt. So musste man den ersten wirklich etwas wärmeren Tag, den Muttertag 2021, für einen Ausflug nutzen.

Das hatten wir auch von vielen anderen Zeitgenossen erwartet – aber dieser Erwartungen wurden übertroffen: Bereits bei der Ankunft waren fast sämtliche Parkplätze belegt. Grund dafür war allerdings nicht das schöne Wetter: In der ehemaligen Phoenix-Halle, der heutigen Warsteiner Music Hall, auf Phoenix-West befindet sich seit ein paar Tagen das Corona-Impfzentrum der Stadt. Parallel dazu ist ein Corona-Test-Zentrum im Aufbau. Nachdem sich zu Beginn der Aktion mehr als 100 Meter lange Warteschlangen mit langen  Wartezeiten am Impfzentrum auf Phoenix-West gebildet hatten, wurde der Empfang, ebenso wie der Check-Out-Bereich, in Zelte vor der Halle verlagert.

Um dem Gedränge aus dem Weg zu gehen, machen wir uns etwas abseits auf den Weg zur Hympendahlbrücke. Das alte Hochofengelände Phoenix-West ist einer der spannendsten Orte Dortmunds und bietet mit Industrieruinen und Hightech-Firmen Strukturwandel zum Anfassen. Nur Dortmunds imposantestes Bauwerk fristet einen Dornröschenschlaf: das mächtige Viadukt der alten Schlackenbahn. Die Hympendahlbrücke ist ein bedeutendes Wahrzeichen in Dortmund-Hörde.

 

Zwischen dem alten Hochofengelände Phoenix-West und dem Phoenix See in Dortmund finden sich die Reste der alten Schlackenbahn – das Viadukt. Genauer gesagt nur die beiden Widerlager, denn die Brücke ist längst Geschichte. Das renommierte Brückenbauunternehmen erbaute die Hympendahlbrücke zwischen 1891 und 1901. Fast 50 Jahre später stürzte sie ein. Das Konstrukt diente der Schlackenbahn, die täglich Schlacke aus den Hochöfen auf eine Halde kippte. Als die Halde Schallacker nicht mehr ausreichte, musste ein neuer Platz gefunden werden. Dieser konnte nur über die erbaute Brücke erreicht werden. Somit fuhr man die angefallene Schlacke rückwärts des Berg hinauf und über die Brücke und kippte die Ladungen am Ende des Bahndamms ins Tal. Erbaut wurden die beiden Widerlager (30 Meter lang, 24 Meter hoch und 4,50 Meter breit) im römischen Stil. Dies zeigt, dass sich die Werkseigentümer auch bei Zweckbauten Gedanken über die Optik gemacht haben. Das Verbindungsgleis befand sich auf einer einfachen Stahlkonstruktion und hatte eine Länge von 24 Metern.

Langfristig sind die Errichtung eines Aussichtspunktes auf dem Viadukt und die Wiederherstellung des Mittelteils geplant. Bereits heute befindet sich hier eine kleine Grünanlage mit Teich, welche gern von Fotografen  und Modellbaubegeisterten mit ihren Modellen besucht wird.

Rohrleitungen am ehemaligen Hüttenwerk
 
 
Reste des Viadukts der Schlackenbahn zwischen den Halden. Links Halde Hympendahl, rechts Halde Schallacker.
 
Florianturm im Westfalenpark
 

Bilder aus den Vorjahren...

Gelände Phoenix West gegen die Sonne vom Florianturm im Westfalenpark gesehen: Halde Hympendahl (in fast fertiger Bauphase), Phoenix-Halle, Hochöfen, Gasometer und Phoenix-Park (von links nach rechts)

Hermann Diedrich Piepenstock gründete 1841 die Hermannshütte, diese wurde 1852 in die „Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein Aktiengesellschaft“ umgewandelt. Ein Jahr später erhielt man die Konzession zur Errichtung einer Hochofenanlage. 1854 fand hier der erste Hochofenabstich im Dortmunder Raum statt. Umliegende Zechen lieferten neben Kohle auch Kohleneisenstein. Über die Jahre, und nach der Aufstockung von vier auf sechs Hochöfen, baute man diese immer wieder um, aus, oder ersetzte sie durch leistungsfähigere Neubauten. ThyssenKrupp Stahl AG ließ nach der Stilllegung einen Hochofen mit Nebenaggregaten demontieren und nach China verschiffen. Das 110 Hektar große Werksgelände wurde im Mai 2001 von der LEG/Grundstücksfonds des Landes Nordrhein-Westfalen erworben. Die Flächen werden nach und nach als Technologie- und Dienstleistungsstandort PHOENIX West für Zukunftstechnologien und für kultur- und freizeit-wirtschaftliche Nutzungen entwickelt.

Auf dem Gelände Phoenix West stürzte am 24. Dezember 2010 aufgrund von großer Schneelast die denkmalgeschützte, ehemalige Gasgebläsehalle ein. Auf einer Länge von gut 100 Metern brach das Dach der Stahlfachwerkkonstruktion und riss Teile der Fassade mit in die Tiefe. Menschen kamen bei dem Unglück nicht zu Schaden. Die Anlage Phoenix West mit Hochofen 5 wurde mit dem „Hörder Skywalk“ 2011 im Rahmen von Führungen für Besucher zugänglich gemacht. Die Nachnutzung des verbliebenen Außengerüsts von Hochofen 6 ist noch nicht endgültig entschieden. Das Hochofenwerk Phoenix West ist seit 2002 als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen. Ab 2011 fand unter großer medialer Auswirkung als Teil der Nachnutzung des Geländes das Rockmusik-Festival „Rock in den Ruinen“ dort statt.

Markante Punkte sind heute die beiden Hochöfen V (1962) und VI (1969) sowie den Gasometer für Gichtgas (1959). Der Hochofen V wurde saniert und im Rahmen eines Erlebnispfades für Führungen begehbar gemacht. Hochofen VI wurde komplett entkernt. Erhalten hat man auch die Gießhalle, die Gasgebläsehalle I (1905), die Gasgebläsehalle II (1923) und das Schalthaus 101 (1898). Die Zwillingsgebäude von Labor und Waschkaue bildeten das Eingangsportal zum Hochofenwerk und wurden unter Erhaltung vieler historischer Details umgebaut. Auf 115 Hektar siedelten sich diverse Unternehmen aus der Mikro- und Nano-, der Produktions- und der Informationstechnologie an.

Ehemaliges Industriegelände mit Hochöfen und Hoesch-Gasometer mit Schriftzug am Südrand des Areals

2014

 
 

2016

Hochöfen 5 und 6 des Werks Phoenix-West
Blick vom Phoenix-Platz auf das Hochofenwerk. Links der Wasserturm, mittig die zwei Hochöfen und Entwässerungs-Kaskaden im Vordergrund
Großer Hoesch-Gasometer und Kühlturm-Gerüste
 
 

Die Phoenixhalle in Dortmund zu einem überregionalen Veranstaltungszentrum umzubauen gab die Stadt Dortmund schon 2014 bekannt. Laut den damals vorgestellten Plänen solle die ehemalige Industriehalle des Stahlwerks Phoenix-West zu einer Konzerthalle mit Club umfunktioniert werden und Platz für bis zu 3.600 Personen bieten. Die Phoenixhalle schließe mit ihrer Kapazität „ein großes Loch in NRW“ und solle mit der zukünftigen Hallenqualität „ein fester Bestandteil nationaler und internationaler Tourneepläne weden“, hieß es von Seiten der Investoren. Der industrielle Charakter des Bauwerks solle beim Umbau erhalten bleiben.

 

Die Pläne stellte der Investor zusammen mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Jens Casper vom Berliner Architekturbüro C+FA, Tanja Hein von NRW.URBAN und Thomas Westphal von der Wirtschaftsförderung Dortmund vor. Neben einer Investorengruppe steht auch Alexander Richter, Geschäftsführer der Firma Four Artists Booking GmbH hinter der PHOENIX Real Estate GmbH & Co. KG. Four Artists ist eine der größten unabhängigen Konzertagenturen in Deutschland und hat seinen Firmensitz in Berlin. Diese plant hochwertige Rock- und Popkonzerte und kulturelle Produktionen für die angegebene maximale Personenzahl.  

 

Zum Richtfest kamen auch die „Fanta 4“-Mitglieder Thomas. D und Smudo.

 
Der "Hüttenmann" vor dem Hochofenwerk am Phoenix-Platz
 
 
 
Markante Punkte sind heute die beiden Hochöfen V (1962) und VI (1969). Der Hochofen V wurde saniert und im Rahmen eines Erlebnispfades für Führungen begehbar gemacht. Hochofen VI wurde komplett entkernt.
 
Hochofen V
 

Bereits 3 Jahre nach der Einführung des Thomas-Verfahren  wurde das Martinstahlwerk mit 3 10-t-Öfen errichtet und die Hochofenanlage sukzessive erweitert. Der erste Roheisenmischer Europas ging 1890 in Betrieb und ermöglichte es, dass das Roheisen des Hochofenwerkes ohne Umschmelzen direkt in den Konvertern weiterverarbeitet wurde. 

Ein Winderhitzer ist ein Regenerator mit ortsfester Speichermasse. Er dient dazu, den Heißwind für den Hochofenprozess bereitzustellen. Mit der Verwendung von Gichtgaswärme zur Luftvorwärmung werden erhebliche Brennstoffeinsparungen erreicht. Die zumeist verwendeten Winderhitzer sind nach dem Erfinder und Entwickler der regenerativen Wärmetauschung Edward Alfred Cowper benannt. Cowper arbeiten mit einem zeitlichen Wechsel (Heizen – Kühlen). Sie bestehen aus Zylindern mit einer Höhe von etwa 50 m bei einem Durchmesser von 10 m. Diese Behälter bestehen aus einem Verbrennungsraum und einem Speicherraum, der mit feuerbeständigen Steinen ausgemauert ist. Das Gichtgas wird im Verbrennungsraum mit Erdgas angereichert und nachverbrannt, das dabei anfallende heiße Abgas über die Speichersteine geleitet und abgeführt. Dabei werden die Steine erhitzt und geben, wenn der Winderhitzer auf Frischluftzufuhr umgestellt wird, diese Wärme wieder ab. Die so erwärmte Luft nennt man Heißwind, welcher anschließend mit einer Temperatur von etwa 1300 °C in die Rast des Hochofens geleitet wird. Die Herstellung einiger Roheisensorten wie Ferromangan und Ferrosilicium sind erst mit der Heißwindtechnik möglich geworden.

Konrad-Zuse-Allee mit Kaskaden-Becken
Wasserturm, Hochöfen und Winderhitzer
Gasrohre, hinten der Florianturm im Westfalenpark
Winderhitzer, hinten der Florianturm im Westfalenpark
Phoenix-Halle am gleichnamigen Platz, überquert vom Skywalk

Phoenixplatz mit Phoenixhalle in Dortmund: Die Phoenix-Halle wird durch ein dickes, aufgeständertes Gasrohr überquert. Es verläuft in 26 Metern Höhe von Ost nach West. Auf dem Rohr verläuft heute der sogenannte Skywalk. 

 
 
 
 
 
 
Ammoniakhalle Phoenix West

Außer der Hütte stand auf dem Geländer Phoenix West noch eine Kokerei. Übrig ist davon noch die Ammoniakhalle. Das Gebäude von 1936 diente u.a. als Salzlager. Davor in einigem Abstand stand der Mischbunker. 

13 Jahre nach der Ankündigung begannen 2019 die Bauarbeiten für die Phoenix-Arcaden. 2006 hat der Investor die rund 5000 Quadratmeter große Fläche gekauft. Mit dem Ziel, in einem „Haus-in-Haus-Konzept“ ein fünfgeschossiges Bürogebäude im Mantel der historischen Halle zu errichten. Die Halle wurde teilsaniert.

 

PHOENIX Arcaden impliziert eine außergewöhnliche Büroimmobilie, die im Innern einer imposanten Halle aus dem frühen 20. Jahrhundert nach dem "Haus-im-Haus-Prinzip" am Standort PHOENIX West in Dortmund entsteht. Besonderes Merkmal des äußeren Erscheinungsbildes sind die markanten Ziegelpfeiler und Architrave sowie die gebäudehohen verglasten Ausfachungen. Im Inneren entsteht durch diese Ziegelpfeilerstruktur eine imposante gebäudehohe Eingangshalle, die Arcaden-Halle, die durch markante Gestaltungselemente zur erlebbaren Galerie und Arcade wird.

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