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LWL-Museum in der Kaiserpfalz - ein Ort westfälischer Geschichte

 
"Museum in der Kaiserpfalz" mit St. Liborius Dom und Paderquelle von Norden
 
Museum in der Kaiserpfalz: Ausstellungsgebäude und Mauerreste, Relikte der einstigen Pfalz
Museum in der Kaiserpfalz: Gebäudepartie mit eiserner Flügeltür
Museum in der Kaiserpfalz: Eiserne Flügeltür am Balkon des Ausstellungsgebäudes
Halle im Obergeschoss der 1964 entdeckten und bis 1979 rekonstruierten ottonisch-salischen Pfalz aus dem 8. Jh. ("Museum in der Kaiserpfalz")

Die prächtige  aula regia empfängt heutzutage zwar keine Kaiser oder Könige mehr, sie dient jedoch noch immer als Veranstaltungsraum für Konzerte, Vorträge, Ausstellungseröffnungen oder Lesungen. Wie in der karolingischen Pfalz, wurden auch in der ottonisch-salischen Pfalz (gebaut um 1015) Gastmähler und Reichsversammlungen abgehalten, Recht gesprochen, Treue gefordert, oder Gesandtschaften begrüßt. Bereits im 12. Jahrhundert brannten die Pfalzgebäude ab und wurden nicht wieder aufgebaut.

Blick vom Zwischengeschoss mit Aula (oben) und Museum (unten)

Der Begriff Pfalz kommt ursprünglich vom lateinischen Wort palatium und bedeutet Palast. Die Kaiser im Mittelalter hatten keine Hauptstadt, es gab keine große Burg, in der sie residierten. Sie regierten ihr Reich vom Pferd aus und hatten überall Stützpunkte, die Pfalzen. Diese hatten eine große politische, wirtschaftliche und religiöse Bedeutung. Das trifft vor allem auf die Pfalz in Paderborn zu, denn als Karl der Große sie im achten Jahrhundert errichtete, lebten im heutigen Niedersachsen und in Westfalen noch die Sachsen. Karl war dabei, ihr Land zu erobern und zu christianisieren. In diesen Kriegen wurde die Pfalz zwei Mal zerstört und von Karl wieder aufgebaut. Sie war nicht sehr groß, etwa 10 mal 30 Meter, hatte aber einen günstigen Standort: Hier entspringt der kürzeste Fluss Deutschlands – die Pader –, es gab also Wasser. Und dann kreuzten sich hier zwei wichtige mittelalterliche Handelswege, der Hellweg und die Via Regia. Die Gegend war also auch ein Verkehrsknotenpunkt, von dem aus man andere Teile des Reiches gut erreichen konnte. Dass Karl hier eine Pfalz hatte, war zwar lange bekannt, aber niemand wusste genau, wo sie lag. Entdeckt wurde sie erst 1964 zufällig bei Bauarbeiten. Übrig geblieben waren nur die Grundmauern. Bis 1978 fanden dann die Ausgrabungen statt. Heute gibt es hier ein Museum mit mehr als 500 Fundstücken. Es gibt also viel zu entdecken, man kann Geschichte hautnah erleben.

Die Besucher müssen wirklich ganz genau hinsehen, um jedes Detail in unserem Stadtmodell zu entdecken. Die Rekonstruktion zeigt die Stadtentwicklung  Paderborns in der Zeit von Bischof Meinwerk im 11. Jahrhundert im Maßstab 1:2000. Das Modell ist detailgetreu und zeigt auch bewegte Personen. Der Ausschnitt gibt  den feierlichen Einzug von der Bartholomäuskapelle zum Dom zur heiligen Messe wieder.

 
 

Modell der Stadt Paderborn nach dem Umbau durch Bischof Meinwerk

Ikenbergkapelle

Normalerweise zeigt man in der Ikenbergkapelle die Reichsinsignien der mittelalterlichen Könige.

„Verflixt und zugenäht!“
Kleider machen Leute. Das galt auch im mittelalterlichen und neuzeitlichen Paderborn. Was Bürger und Bürgerinnen der Stadt trugen und wie die nützlichen und kostbaren Stoffe hergestellt wurden, zeigt die neue Sonderausstellung „Verflixt und zugenäht“. 2023 wurde sie im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn eröffnet. Erstmalig werden hier die Textilfunde gezeigt, die 1994 bei Ausgrabungen „Am Kamp“, auf dem Gelände der heutigen Libori-Galerie, gefunden wurden. Zwischen Wolle und Seide lädt auch ein umfangreiches Rahmenprogramm dazu ein, auf Tuchfühlung zu gehen.

 

Apsis der "Ikenbergkapelle" im Obergeschoss der 1964 entdeckten und bis 1979 rekonstruierten ottonisch-salischen Pfalz aus dem 8. Jh.
 
 

Säulenreste im Ausstellungsraum

Zu welchem Zweck sind diese Säulen wohl mal erbaut worden? Im Untergeschoss des Museums finden sich 3x3 davon als Reste im Boden. Haben sie mal als Stütze gedient oder wurden sie aus rein ästhetischen Gründen erbaut? Man weiss es nicht genau! Obwohl die Pfalz sehr gut erforscht ist, birgt sie doch noch das ein oder andere Geheimnis...

 

Die Platte des Meinwerksakrophags

 
 

Nicht das Original, aber dennoch ein bedeutendes Exponat für das Museum und für die Geschichte Paderborns: die Platte des Meinwerksarkophags. Meinwerk wurde 1009 von Heinrich  II. in das Amt des Bischofs eingesetzt. Er startete ein umfangreiches Bauprogramm, das noch heute das Paderborner Stadtbild prägt.  Neben der Errichtung einer neuen Pfalz sorgte er für die Wiederherstellung des Domes, stiftete das Kloster Abdinghof und initiierte den Bau der Busdorfkirche. Letztere im Übrigen nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem. Meinwerk starb 1036 und wurde in der Krypta der Klosterkirche des Klosters Abdinghof bestattet. Doch auch danach kam er nicht zur Ruhe. Nach der Aufhebung des Klosters 1803 wurden die seine Gebeine in das Busdorfstift gebracht. Die Grabplatte hingegen gelangte zuerst in die Bartholomäuskapelle und später in das Diözesanmuseum. 1936 wurden schließlich Teile von Meinwerks Überresten und die Grabplatte in die Bischofsgruft des Paderborner Doms umgebettet. Der andere Teil verblieb in der Sakristei der Busdorfkirche. Interessanterweise stammt die Platte des Sarkophags jedoch nicht aus dem 11. Jahrhundert. Anhand von Vergleichsfunden kann sie erst in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert werden.  Wie die ursprüngliche Platte des Sarkophags aussah, ist unbekannt.

Sandstein-Grabmonument aus dem 17. Jahrhundert: Die Surlant-Platte

 
 
Die sogenannte Surlant-Platte wurde 2016 bei Grabungen auf dem Paderborner Domplatz gefunden. Der Paderborner Schneider Johann Surlant ist 1628 in einer Auseinandersetzung mit dem fürstbischöflichen Finanzverwalter Jorgen Baer ums Leben gekommen. Möglicherweise war dieser Grabstein eine Entschädigung Baers für sein Verbrechen. Aus heutiger Sicht ist Baer glimpflich davon gekommen - er wurde aus der Stadt verbannt, hat darüber hinaus aber keine Strafe erhalten.
 

2016: Fast 400 Jahre alte Grabplatte vor dem Dom gefunden (Neue Westfälische)

 

Bei Ausschachten stießen Bauarbeiter auf eine Grabplatte aus dem 17. Jahrhundert. Eigentlich hatte der Bauabschnitt schon freigegeben werden sollen, als Zufahrt zum Parkplatz. Doch im letzten Moment schrappt die Baggerschaufel über Stein und legt die ockerfarbene Platte frei. Man erkennt den Namen über dem Grabkreuz mit den kleeblattförmigen Enden, das Todesdatum darunter. Johann Surland, Obiit AD, also gestorben im Jahre – und dann wird es schwierig. Drei Ziffern der Jahreszahl sind einwandfrei zu erkennen. Eine lädt zu Spekulationen ein. 1678 könnte der Mann gestorben sein, an einem 22. Dezember; der Tag zumindest ist eindeutig. Oder 1628, was die Sache spannend macht. An jenem Tag habe ein Paderborner namens Georg Baer im Duell einen Mann erschlagen, so wird es berichtet. Wer an diesem 22.12.1628 gestorben, dies herauszufinden wird schwierig. Die Paderborner Kirchenakten reichen bis ins Jahr 1632 zurück; einen vielleicht im Duell getöteten Surland würde man daher nicht finden.

 

Handelt es sich tatsächlich um eine Grabplatte, wird darunter ein Sarg mit einem Toten zu sehen sein? Oder ist es eine Grabstele, aus einer Sandsteinsäule geschlagen, worauf die gewölbte Oberfläche schließen lässt? War es eine Grabstele, knapp mannshoch, ist sie möglicherweise umgekippt, als der Friedhof eingeebnet wurde. Sicher über hundert Kilo schwer, ließ man sie damals vielleicht einfach liegen. Die Baggerschaufel senkt sich über den Stein. Wenig später wird die Platte auf eine Holzpalette bugsiert. Darunter war nichts, nur blanke Erde.

Das Lorscher-Evangeliar Faksimile im LWL-Museum in der Kaiserpfalz

Das Lorscher-Evangeliar ist eine der bedeutendsten Handschriften der karolingischen Buchkunst und stellt ein regelrechtes Gesamtkunstwerk dar. Die prachtvoll ausgestattete Evangelienhandschrift entstand wohl um 810 im einflussreichen Hofskriptorium Karls des Großen und war Vorbild einiger weiterer karolingischer Handschriften. Besonders berühmt ist der Codex für seine unverwechselbaren Evangelistendarstellungen und die prächtige ganzseitige Maiestas Domini-Miniatur. Zudem wurde er über und über mit Gold geschmückt und sogar vollständig mit Goldtinte geschrieben. Die unermesslich wertvolle Prachthandschrift schaut auf eine bewegte und komplizierte Besitzergeschichte zurück, die sie in mehrere Fragmente teilte, die in der Faksimile-Ausgabe zusammengefügt werden und das Kunstwerk als Ganzes erfahrbar machen.

 

Ein formvollendetes Kunstwerk, welches Karl der Große in seinen Händen hielt, entstand etwa um 810 in der karolingischen Hofschule in Aachen. Es handelt sich dabei um die Evangelienhandschrift von Lorsch. Sie ist von Anfang bis zum Ende ganz in Goldtinte geschrieben und gilt als die jüngste einer bedeutsamen Reihe von Prachthandschriften aus dem Hofskriptorium Karls des Großen. Seinen Namen erhielt das Werk nach dem Kloster Lorsch, in dem es vom 9. Jahrhundert bis zur Aufhebung des Klosters 1556 aufbewahrt wurde. Mit seinen beiden, je fünfteiligen Elfenbeindeckeln stellt es geradezu ein Gesamtkunstwerk dar. Zugleich vereint es nahezu alle stilistischen Einflüsse, die auf die karolingische Kunst eingewirkt haben. Das Evangeliar spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der europäischen Buchkunst. Es wurde in zwei Teile aufgespalten, welche sich heute in der Vatikanischen Bibliothek und in der Filiale der rumänischen Nationalbibliothek in Alba Julia befinden. Die zum Buchdeckel gehörenden Elfenbeintafeln befinden sich in den Vatikanischen Museen und im Victoria and Albert Museum in London.

 
 

Abwärts in den Quellenkeller - Trinkwasser für den Kaiser

Eine Treppe, von dickem, kaltem Gemäuer umgeben, führt abwärts. Fast Türkis leuchtet das Wasser, auf das der Blick des Besuchers fällt, wenn er aus einem schmalen Gang heraus auf einen Vorsprung tritt und der Quellkeller der Pfalz vor ihm liegt. Mystisch, geheimnisvoll, sagenumwoben: Unterhalb des Doms, im Keller der Kaiserpfalz, liegt ein Raum verborgen, der so manchen Besucher in Erstaunen versetzt. In dem alten Gewölbe befindet sich eine der am nördlichsten liegenden Paderquellen. Das Wasser ist klar, Scheinwerfer unter der Oberfläche rücken es ins rechte Licht. Als Karl der Große in den Jahren 776/777 zu Beginn der Sachsenkriege einen befestigten Palast mit Kapelle dort errichtete, wo das Museum in der Kaiserpfalz heute steht, bezog er die Quelle zunächst als offene Wasserstelle in seine Pfalz mit ein. So war die Trinkwasserversorgung gewährleistet. Nach einem Brand, der im Jahr 1000 in der Stadt wütete und dem auch die Kaiserpfalz zum Opfer fiel, begann Bischof Meinwerk etwa 1015, ein neues Pfalzgebäude zu errichten. In dieses wurde dann auch der heutige Quellkeller miteinbezogen. Allerdings geht man davon aus, dass die Pfalz im 13. Jahrhundert verfallen ist und damit auch die Quelle. Erst als 1964 Archäologen des Landschafts-Verbandes Westfalen-Lippe auf die Spuren der karolingischen Pfalzanlage stießen, wurde auch die Quelle wiederentdeckt. Der Keller ist glücklicherweise nicht komplett zerstört worden. Nur jede Menge Schutt, zum Teil meterhoch, lag darüber. Heute ist der Quellkeller etwa zehn Meter lang und sieben Meter breit. Mit einer Temperatur von zehn Grad ist es dort recht frisch.  Das Wasser im Quellkeller, rund 1,50 Meter tief, ist normalerweise klar. Nur wenn es längere Zeit geregnet hat, wird es trüb und benötigt einige Tage, um seinen alten Zustand wiederzuerlangen. Aus einer Öffnung in der Mauer der Kaiserpfalz fließt es ins Paderquellgebiet.

2016 waren die Wasserdrachen im Quellkeller der Kaiserpfalz in Paderborn gar nicht amüsiert darüber, dass ein geballter Trupp anmarschierte, um nach 10 Jahren das historische Gemäuer trocken zu legen. Das war erforderlich, um den Schlamm abzupumpen. Denn das Quellwasser förderte Sedimente und Sand zum Vorschein, die sich hier mit der Zeit ablagern. Die größte Pumpe hat allerdings nichts genützt: Das Wasser aus der Quelle lief stärker nach, als abgepumpt werden konnte. Jetzt mussten alle nochmal anrücken - mit stärkerer Pumpe... Die Wasserdrachen hatten als Wächter der Paderquelle im Quellkeller einstweilen wieder ihre Ruhe.

Bartholomäuskapelle

Bartholomäuskapelle, axial ostwärts zur Apsis
Bronzetür
 
 

Der kleine Kirchenbau befindet sich unmittelbar hinter dem Dom am Eingang zum Museum in der Kaiserpfalz. Bischof Meinwerk ließ die älteste bekannte Hallenkirche auf deutschem Boden um 1017 errichten. Es waren im byzantinischen Stil kundige griechische Bauleute, die mit dieser Pfalzkapelle den Neubau der ottonischen Königspfalz krönten, indem sie einzigartige Gewölbe und die sie tragenden Säulen schufen. Wie durch ein Wunder hat die Bartholomäuskapelle alle Irrungen und Wirrungen im Laufe ihrer fast tausendjährigen Geschichte nahezu unbeschadet überstanden und ist seit 1963 im ursprünglichen Zustand wieder hergestellt. Die Kapelle, die die Besucher durch ihre eindrucksvolle Akustik beeindruckt, gilt als bedeutendstes kunstgeschichtliches Bauwerk Paderborns.

 

Seit 1978 gewährt eine kunstvoll gestaltete Bronzetür von H.G. Bücker auf vielfältige Weise Einblick in die Zeit und das Denken Bischof Meinwerks.

Glocke auf dem Kapellendach
 
 

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